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Fichte

Die Fichten (Picea) bilden die einzige Gattung der Unterfamilie Piceoideae innerhalb der Pflanzenfamilie der Kieferngewächse (Pinaceae). Sie werden bis zu 600 Jahre alt und bis zu 50 Meter hoch.  Anpassungsfähig wie die Fichte ist, entwickelt sie auf nassen Standorten flache Wurzeln. Auf tiefgründigem und gut durchlüftetem Terrain bildet sie ein tiefes Wurzelsystem aus, jedoch ohne Pfahlwurzel. Die Fichte  ist der bestimmende Baum im borealen Nadelwald, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet der Erde von Japan über die Mongolei, Sibirien und Nordeuropa bis nach Kanada und Alaska.

Auch in der Geschichte der Menschen spielt die Fichte eine entscheidende Rolle. So kann man sie auch als Preußenbaum bezeichnen, da die Preußen mit ihr die durch Waldweide, Schweinemast und Industrie devastierten Wälder großflächig wieder aufforsteten. Die Fichte kam auf den kargen Böden der Freiflächen gut zurecht und konnte trotz der schlechten Voraussetzungen einen hohen Ertrag liefern. Da die Bevölkerung allerdings Angst hatte ihre Waldweiden zu verlieren, mussten die Fichtenkulturen teilweise sogar schon Soldaten bewacht werden.

Auch im Nationalsozialismus wurde der Wald stark mit der nationalsozialistischen Ideologie aufgeladen und der 70-minütige Film „Ewiger Wald“ gedreht. Darin wird die deutsche Geschichte anhand des Waldes gespiegelt wobei die Fichte eine besondere Rolle spielt. So lösen sich z.B. die geraden in „Reih und Glied“ gepflanzten Fichten in dem Film in marschierende Soldaten auf. Nach dem Krieg erfolgten Reparationszahlungen in Form von Holz. Diese wurden durch Kahlschläge (Reparationshiebe) geleistet. Auch diese Flächen wurden danach mit Fichte aufgeforstet.

In der Standortbestimmung unterscheidet man zwischen Zonal und Azonal. Zonal bedeutet, dass die Vegetation weder von Grundwasser durchnässt oder überschwemmt werden kann und auch sonst keine extremen klimatischen Veränderungen vorherrschen. Zur azonalen Vegetation gehören Pflanzenkombinationen die trotz unterschiedlicher Makroklimas überregional in ungefähr gleicher Form auftreten, weil sie von den gleichen extremen Bodenfaktoren geprägt werden. Die Fichte kommt zonal im subozeanischen Klima in der subalpinen Stufe vor. Im kontinentalen Klima kommt die Fichte montan und vereinzelt submontan vor. Azonal kommt die Fichte im subozeanischen Klima von der submontanen über die montane bis hin zur subalpinen Höhenstufe auf Bruchstandorten vor. In der kontinentalen Klimazone kommt die Fichte in der montanen Höhenstufe in Flussauen und auf Bruch und Moorstandorten vor.

An der Fichte mit ihrem hohen Blattlausbeständen (Tannenhonig) leben zahlreiche Vogelarten, wie zum Beispiel Sommergoldhähnchen, Wintergoldhähnchen, Raubfußkauz, Sperlingskauz, Tannenmeise und Haubenmeise.

Über alle Zonen in unserem Nationalparkgebiet, kommt die Fichte zu 39% in der Hauptschicht vor. Über alle Schichten, sind 81% der Fichten über 100 Jahre, 19% unter 100 Jahre und keine Fichte ist älter als 180 Jahre. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ein sehr junger Nationalpark ist, dessen Waldflächen vor der Gründung bewirtschaftet wurden. Die Umtriebszeiten liegen bei der Buche bei 120-160 Jahre und der bei Fichte bei 80–120 Jahre. Nur wenige Bäume durften länger wachsen, da ein höheres Alter wirtschaftlich nicht sinnvoll ist.

Steckbrief

AlterBis zu 600 Jahre, selten mehr
HöheBis über 50 Meter
Durchmesser1 – 2,5 Meter
FruchtFichtenzapfen
StandortansprücheFeuchte und kühle Standorte im Gebirge
VerwendungZellstoff, Papier, Bauholz, Konstruktionsholz
Verbreitung26 Prozent des Waldes in Deutschland
GefährdungGefährdung starke Trockenheit, Schädlinge wie Pilze und Insekten
Fun FactFun Fact Die älteste bekannte Fichte ist 9550 Jahre alt und steht in Schweden.