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Klima schützen – Arten retten

„Wir forschen keineswegs des Forschens wegen. Wir schauen genau hin, um Verständnis für schwierige Sachverhalte herzustellen. Denn Forschung und deren Daten bringen mitunter Erkenntnisse, die uns helfen können, die Welt, unseren Planeten, unser Ökosystem und auch diesen Nationalpark besser zu verstehen.“
Dr. Andrea Kaus-Thiel
Forschungsreferentin im Nationalpark

Generationenauftrag:
Forschen. Erklären. Mitmachen.

Bei uns arbeiten Forschung, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit eng zusammen. Wir versuchen, komplexe Inhalte leicht(er) verständlich zu machen. Wir helfen, Forschung in die Schulen zu bringen. Wir versuchen, neueste Daten in unserer App und in Ausstellungen abzubilden. Wir möchten eine emotionale Bindung zwischen Mensch und Natur herstellen. Klingt selbstverständlich? Ist es jedoch keineswegs! Forschung hilft, der Politik wesentliche Hinweise zu geben. Sie hilft im Kleinen wie im Großen. Moore sind für den Klimaschutz wichtige Lebensräume. Diese werden aufwändig analysiert und „renaturiert“, was so viel heißt wie „wiederhergestellt“. Anschließend wird durch Forscher*innen überprüft, ob das gut funktioniert. In unserem ersten Forschungsband finden sich allein acht Beiträge zum Thema Moore. Es gibt viele Hochschulen und Universitäten, die mit uns zusammenarbeiten. Einige Maßnahmen werden nicht nur kurz- sondern auch langfristig begleitet, um bewerten zu können, ob sie sich als nachhaltig erweisen.

„Forschung im Nationalpark braucht Zeit. Die langfristigen Veränderungen der Natur zu erkennen, ist oft schwierig, denn sie werden von Schwankungen zwischen den einzelnen Jahren überlagert. Denken Sie an den Klimawandel. Den können Sie ja auch nicht anhand von Untersuchungen eines Jahres nachweisen.“
Prof. Dr. Stefan Stoll
Hochschule Trier, Umwelt-Campus Birkenfeld

Im Wald heißt es, dass mehr als drei Baumgenerationen nötig sind, um wieder von Urwald-ähnlichen Strukturen zu sprechen. Wenn ein Baum stirbt, kann alleine dieser Prozess mehr als 100 Jahre dauern. Einen Urwald von morgen sehen wir also in etwa eintausend bis zweitausend Jahren. Trotzdem passieren schon jetzt im Nationalpark viele spannende, unerwartete Dinge. Mit dem Borkenkäfer, den Windwürfen und dem Schneebruch im Winter 2020 ist der Wald schon jetzt wilder geworden. Im Forstbetrieb sind das Katastrophen. Bei uns im Nationalpark gehören sie einfach zum Wald dazu. Wir schauen dann, was passiert, wenn wir als Menschen weniger machen und was das für die unterschiedlichen Arten bedeutet. Der Nationalpark ist damit auch ein großes Freilandlabor.

„Wer heute Dinge verstehen will, sollte sich auch intensiv mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Das gilt insbesondere dann, wenn man nachhaltig, also für kommende Generationen agieren will.“
Dr. Jörn Schultheiß
[KULT] Hochschule Geisenheim

In der Forschung, im Wald, im Nationalpark kommt die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft zusammen. Immer mehr Forscher*innen kommen angesichts des Klimawandels, des damit verbundenen Starkregens und der Stürme zum Ergebnis, dass es naturnahen Wäldern besser geht. Wir können von der Natur also noch eine Menge lernen, müssen ihr aber Raum, Ruhe und Zeit geben. Natur Natur sein lassen. Gar nicht so einfach. Aber ganz schön wichtig!

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Wie zählt man Wildkatzen, wo man sie doch nie sieht? Eine der häufigsten Fragen an uns ist: Wie viele Wildkatzen leben denn im Nationalpark? Eine weitere Zahl, die zeigt, wie wichtig Forschung ist. Immer wieder erzählen uns Menschen, sie haben auch eine Wildkatze. Zuhause. Das ist leider nicht richtig. Die Hauskatzen und die Europäische Wildkatze unterscheiden sich. Auch in ihrem Verhalten. Wildkatzen sind scheu und lassen sich nicht zähmen. Die Wildtiere flüchten vor Menschen. Wie zählt man also ein Tier, dass fast ausgestorben war und man eigentlich nie sieht? Darüber haben sich viele Menschen Gedanken gemacht. Wir haben in unserem Forschungsband (Beitrag 12) das Wichtigste zusammengefasst. Das Ergebnis jedenfalls macht uns sehr stolz. Denn einst vom Aussterben bedroht, konnten wir allein bei uns im Nationalpark etwa 100 Wildkatzen zählen. Das sind vergleichsweise sehr viele. Der Nationalpark scheint also ein sehr gutes Zuhause zu sein. Befragen konnten wir aber noch keine.

„Wenn Ihre Katze zuhause wild ist, heißt das noch lange nicht, dass es eine Wildkatze ist. Tatsächlich führen wir aufwändige genetische Untersuchungen durch, um sicher zu sein, ob es sich um Wild- oder Hauskatzen handelt.“
Anja Schneider
Wildtierökologin im Nationalpark