
10 Jahre Nationalpark Hunsrück-Hochwald – Großes Festwochenende an zwei Toren lockt über 10.000 Gäste
Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen. An Pfingsten fand das Festwochenende am Nationalpark-Tor Erbeskopf und am Keltenpark statt. Über 10.000 große und kleine Besucherinnen und Besucher feierten das Jubiläum des Schutzgebiets.
Große Sause an Pfingsten ̶ über 10.000 Besuchende an den beiden Toren
Das Festwochenende wurde am Nationalpark-Tor Erbeskopf offiziell durch rheinland-pfälzischen Ministerpräsident Schweitzer und die beiden Umweltministerinnen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland, Katrin Eder und Petra Berg eröffnet. Viele Würdenträger, Gäste, Wegbegleiter und Kooperationspartner des Nationalparks nahmen an den Feierlichkeiten zur Eröffnung teil, so wie auch der US Generalkonsul Brian Heath und die Umweltministerin a.D. Ulrike Höfken.
Die Festmeile unterhalb des höchsten Bergs in Rheinland-Pfalz lockte mit einem bunten Programm für Groß und Klein sowie vielen regionalen Marktständen bei beständigem Wetter viele Besuchende an.
Am Sonntag und Montag gingen die Festivitäten am Nationalpark-Tor Keltenpark in Otzenhausen weiter. Zu der Eröffnung der Feierlichkeiten im Saarland reiste Bundestagspräsidentin Julia Klöckner an. Die beiden Festtage lockten trotz Sturm und Regen am Sonntag mit einem ein großen musikalischem Angebot sowie vielen Aktivitäten wie die der „Hochwaldkelten“, die traditionelle Handwerkskunst vorführten und zum Mitmachen einluden.
Eine Bildergalerie des Festwochenendes gibt es hier:
Ein Jahrzehnt „Natur Natur sein lassen“
Als 16. und bislang jüngster deutscher Nationalpark ist der Nationalpark Hunsrück-Hochwald Teil der Nationalen Naturlandschaften und seit seiner Gründung 2015 ein bedeutender Baustein für den Schutz der Biodiversität in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mit einer Fläche von 10.120 Hektar – davon rund 90 % in Rheinland-Pfalz und 10 % im Saarland – stellt er ein einzigartiges Rückzugsgebiet für viele seltene Tier- und Pflanzenarten dar.
Die Natur im Hunsrück-Hochwald ist ebenso vielfältig wie beeindruckend. Über 98 % der Fläche des Nationalparks sind bewaldet. Größtenteils wächst hier die Rotbuche, global betrachtet eine eher seltene Art. Diese Bäume dürfen alt werden, zerfallen, verrotten und sich selbst verjüngen. Alte Buchenwälder gelten europaweit als ein stark gefährdeter Lebensraum. Das Bundesamt für Naturschutz zählt das Gebiet schon heute zu einer „Hotspot-Region für biologische Vielfalt“.
Es ist ein Mosaik der Lebensräume: Altholzreiche Wälder, Quell- und Hangmoore, Block- und Rosselhalden sowie felsige Landschaften wechseln sich kleinräumig ab. Flora und Fauna bieten hier einige Besonderheiten. Europas größtes Wildkatzenvorkommen ist hier an erster Stelle zu nennen. Und dort, wo die Katze lebt, gibt es auch viele Mäuse. Diese Verknüpfungen ließen sich beliebig lange fortführen. So haben auch der Schwarzstorch und der Schwarzspecht im Nationalpark ihren Lebensraum. Rothirsch, Reh- und Schwarzwild sind ebenso weit verbreitet. Für den Naturschutz von hervorragender Bedeutung sind jedoch die kleineren Arten, die Altholz, Moore und Waldwiesen besiedeln. 1400 Käferarten finden ihren Lebensraum im Totholz, 17 Fledermausarten sind auf Höhlen in abgestorbenen Bäumen angewiesen und 1500 Pilzarten zersetzen die Holzsubstanz.
Auch auf Pflanzenebene ist der Artenreichtum enorm: Sonnentau, Moorlilien, Wollgras, wilde Narzissen, Torfmoose und seltene Orchideen prägen die Flora. Zwei besondere wissenschaftliche Entdeckungen unterstreichen die Bedeutung des Parks als Forschungsstandort: 2015 wurde die neue Flechtenart Verrucaria hunsrueckensis entdeckt, 2024 folgte die neue Rotalgen-Gattung Hoefkenia hunsrueckensis.
Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist ein sogenannter Entwicklungsnationalpark. Das bedeutet: Bis 2045 sollen mindestens 75 % der Fläche sich vollständig natürlich entwickeln – ohne Eingriffe des Menschen. Bereits heute sind 58 % der Fläche als Wildnisbereiche ausgewiesen. Zum Start 2015 waren es lediglich 25 %. Damit ist der Park auf einem guten Weg, die internationalen IUCN-Kriterien für Nationalparke der Kategorie II sowie die Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes zu erfüllen.
Die Ziele des Nationalparks sind klar definiert: Im Mittelpunkt steht der Prozessschutz – „Natur Natur sein lassen“. Daraus leiten sich weitere Aufgaben ab: der Erhalt natürlicher Lebensräume, Umweltbildung, nachhaltiger Tourismus, Öffentlichkeitsarbeit sowie Forschung und Monitoring. Der Nationalpark-Plan, ein Management- und Entwicklungsplan, gemeinsam mit regionalen Akteuren abgestimmt, bildet dabei die Grundlage aller Aktivitäten.
Die Nationalparkverwaltung, organisiert als untere Landesbehörde mit drei Fachabteilungen, ist für den Schutz, die Pflege und die Weiterentwicklung des Schutzgebiets zuständig. Von einem kleinen Starterteam mit fünf Mitarbeitenden 2014 ist die Organisation auf rund 60 Mitarbeitende angewachsen – darunter 26 Rangerinnen und Ranger, die im Gebiet unterwegs sind, Gäste auf ihren Kontroll- und Beobachtungstouren mitnehmen, die Verwaltung bei der Forschung, der Bildungsarbeit unterstützen und auch sehr gefragt sind, wenn Funk und Fernsehen kommen.
In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Nationalpark nicht nur organisatorisch und naturschutzfachlich, sondern auch gesellschaftlich weiterentwickelt. Bürgerforum, Nationalpark-Beirat und die Kommunale Nationalparkversammlung sorgen für die Einbindung der Bevölkerung und kommunaler Interessen. Zahlreiche Kooperationen – mit Forschungseinrichtungen, Schulen, Kitas und zertifizierten Nationalpark-Partnern aus der Region – fördern Beteiligung und nachhaltige Entwicklung.
Die Forschung ist ein zentrales Element des Nationalparkauftrags. Der Park dient als „Freilandlabor“ zur Untersuchung natürlicher Prozesse und als Referenzraum für ungestörte Ökosysteme – insbesondere auch unter den Herausforderungen des Klimawandels. Die Nationalparkverwaltung koordiniert zahlreiche Forschungsprojekte mit Hochschulen, Universitäten und Fachanstalten aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland und darüber hinaus.
Auch die Bildungsarbeit ist im Nationalpark im Fokus. Schulklassen- und Kita-Angebote sind sehr gefragt. Nationalpark-Schulen und -Kitas binden das Thema Nationalpark dauerhaft in ihre Arbeit ein. Es gibt Junior Ranger-Gruppen, Unterrichtsmaterialien und Fortbildungen. Die Zertifizierten Nationalparkführerinnen und -führer, geschult in Pädagogik, Natur- und Kulturkunde, bieten geführte Erlebnisse für Besuchergruppen an.
Wer den Nationalpark besucht, findet vielfältige Anlaufstellen und Angebote. Drei zentrale Besucherzentren – das Nationalpark-Tor Erbeskopf und Wildenburg in Rheinland-Pfalz sowie das Nationalpark-Tor Keltenpark im Saarland – vermitteln die Werte des Schutzgebiets. Am Erbeskopf und Keltenpark finden die Gäste Besucherzentren mit Ausstellungen, an der Wildenburg betreibt der Nationalpark aktuell auch das Wildfreigehege. Insgesamt durchqueren vier Etappen des Saar-Hunsrück-Steigs sowie sechs Traumschleifen den Nationalpark. Mit der Nationalpark-Radroute und zehn Querungen ist auch das Radwegenetz gut ausgebaut. Barrierearme Angebote ermöglichen zudem vielen Menschen den Zugang zur Natur.
Die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Nationalpark ist hoch: Eine Besucherbefragung der Universität Koblenz ergab 2023, dass nahezu 100 % der Gäste mit ihrem Aufenthalt zufrieden waren. 78 % wünschen sich mehr wilde Natur. Die meisten Besucher kommen aus der Region, viele internationale Gäste stammen aus den Niederlanden.
Zehn Jahre nach seiner Gründung hat sich der Nationalpark Hunsrück-Hochwald zu einem lebendigen Schutzraum, Lernort, Forschungsgebiet und Erholungsraum entwickelt. Die nächsten Jahrzehnte bleiben spannend – im Sinne einer Natur, die sich selbst überlassen bleibt und dabei Menschen begeistert.