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Amphibien-Wanderung im Nationalpark Hunsrück-Hochwald

Schutzmaßnahme für heimische Lurche

Noch bis Ende Mai kann man die Schutzzäune für Frösche, Kröten und Molche am Straßenrand sehen, wenn man von Abentheuer nach Muhl unterwegs ist. Denn aktuell sind diese Amphibien auf Wanderschaft.

Lurche wandern jedes Jahr aus Wäldern, Wiesen, Auen und Mooren, in denen sie im Sommer leben und überwintern, zu ihren Geburts-Gewässern zurück. Bereits kurz nach der Paarung gehen die meisten denselben Weg wieder zurück. Auch die Jungtiere verlassen nach ihrer vollständigen Entwicklung die Laichgewässer. Dabei müssen sie immer wieder Straßen und Verkehrswege überqueren, wo sie häufig überfahren werden. Die Vernichtung von Lebensraum, Gewässerverschmutzung und die Zerschneidung von Wanderrouten durch Straßen sind die Hauptgründe für die Gefährdung der Amphibien in Deutschland. Sie sind somit auch wichtige Zeigerarten für die Verbindung verschiedenster Biotope, einem sogenannten Biotopverbund.

Doch nicht nur das direkte Eingreifen des Menschen in die Natur ist eine Bedrohung für die Amphibien. Der Klimawandel setzt den Tieren auch zu. Die zunehmende Trockenheit, sei es durch geringe Luftfeuchte oder das Austrocknen der Laichgewässer, gefährdet die Arten zunehmend. Teils sind sie so geschwächt, dass sie die Laichwanderung erst gar nicht antreten können. Dies betrifft vor allem die Weibchen, da sie bei der Laichwanderung in der Regel wegen der Produktion der Eier längere Pausen einlegen müssen. Ausschlaggebend für den Beginn der Wanderung sind Temperatur und Niederschlagsmenge, was bei verfrühten Wärmeperioden und anschließenden Spätfrösten zu Verlusten führt. Aber auch mangelnde Qualität der Laichgewässer oder ansteckende Krankheiten, wie eingeschleppte Pilze (Batrachochytrium spec.), sind Faktoren, die den Lurchen stark zusetzen.

Im Nationalpark weist bisher noch nichts auf das Vorhandensein dieser eingeschleppten Pilze hin, doch im Umfeld wurden sie schon mehrfach nachgewiesen. Weiteres Monitoring ist hier gefragt. Im Rahmen dessen werden die Tiere aktuell gezählt.

Bereits seit 2016 wird im Nationalpark jedes Jahr im Februar ein Amphibienschutzzaun aufgebaut. Zurzeit verwendet man einen klassischen Zaun, bei dem die Tiere gesammelt und über die Straße gebracht werden. Entlang des Zauns befinden sich in die Erde eingelassene Eimer. Die Tiere treffen auf den Zaun, versuchen ihn zu umgehen und fallen in die bodenebenen Eimer. Da die meisten Amphibien, bedingt durch die höhere Luftfeuchtigkeit, überwiegend nachts unterwegs sind, können sie morgens eingesammelt und auf der anderen Seite wieder freigelassen werden.

Bei feuchtem, mildem Wetter sind viele Tiere unterwegs sind. Dann kommt Ranger Eckhard Simon täglich 1-2-mal vorbei, um die Tiere zu sammeln, zu zählen und sicher über die Straße zu tragen. Bei den Froschlurchen werden jährlich ca. tausend Individuen mehr gezählt – ein grundsätzlich positiver Trend. Detaillierte Betrachtungen stehen noch aus. Wandern werden die Amphibien voraussichtlich noch bis Ende Mai. Bis dahin ist besonders auf der Straße von Abentheuer nach Muhl Vorsicht und reduzierte Geschwindigkeit geboten, um die Tiere zu schützen.

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Foto: Grasfrosch_Konrad_Funk.JPG

Abdruck kostenfrei im Rahmen einer Berichterstattung über den Nationalpark und Angabe der Fotoquelle.